Tastungen ist ein kleines Dorf mit ca. 240 Einwohnern. Es liegt am Süd-Westhang des Ohmgebirges. Die Gemeinde umfasst eine Gesamtfläche von ca. 321 ha, davon sind 65 ha Wald.

Urkundlich erwähnt wurde der Ort erstmalig im Jahr 1090 und feierte im Jahre 1990 das neunhundertste Jahr des Bestehens. Bischof Ruthard schenkte 1090, urkundlich beglaubigt, den Zehnten von Taistingen (Tastungen) dem Kloster Lippoldsberg. Die Ritter von Tastungen hatten einen befestigten Herrensitz, den sie später als Schloss umbauten. Schloss und Reste der Wehranlagen sind auf einem Bild im Bodensteinschen Lagerbuch verewigt. Das Kloster Lippoldsberg verkaufte 1204 den Zehnten von Taistingen (Tastungen) an das Kloster Pölde. Friedrich von Tastungen, ein berühmter ungarischer Ritter, bezog 1223 das Schloss und die Wohnung in Ascherode und Bernterode. Ein Hugo von der Mark (Duderstadt) verkaufte im Jahr 1297 eine Hufe Land an das Kloster Teistungenburg. Das Kloster Teistungenburg tauschte 1300 Ländereien mit Herzog Heinrich lV. von Braunschweig. Der Zehnte stand zu jener Zeit dem Martinsstift in Heiligenstadt zu. Jonas von Tastungen trug 1401 seine Güter dem Erzstift Mainz zum Lehen auf. Martin von Worbis und sein Bruder Hannes ließen 1430 den Wartturm zwischen Wehnde und Tastungen (Wehnder Warte) errichten. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) äscherte der tolle Christian von Braunschweig den Ort im Jahr 1623 total ein. Georg von Uslar spendete im Streit 1630 mit dem Kloster Teistungenburg eine Kirche in Tastungen. 1661 gilt als die Jahreszahl am Türbalken des ältesten erhalten gebliebenen Hauses in Tastungen. Die Kirchbuchaufzeichnungen begannen im Jahr 1695. lm Auftrage derer von Wintzingerode - Bodenstein - Knorr wurde 1725 eine große Kirche St. Gallus gebaut und der evangelische Glaube gelehrt. Dies war eine Folge der von Luther eingeleiteten Reformation. Landesherr war bis 1802 Kurmainz, Kirchen-, Grund- und Gerichtsherr die Familie von Wintzingerode. 1802 bis 1807 wurde der Ort preußisch und kam dann zum Königreich Westphalen. 1815 bis 1945 war er Teil der preußischen Provinz Sachsen. Ein ortsansässiger Dr. med. Herr v. Meyen zählt 1844 zu den ersten Beziehern der duvalschen Serienausgabe vom Eichsfeld. 1923 wurde das Kriegerdenkmal eingeweiht und 1935 wurde die Dorfstraße errichtet. 1945 bis 1949 war der am 10. April 1945 von der US Army besetzte Ort Teil der sowjetischen Besatzungszone und ab 1949 Teil der DDR.

Die erste LPG gründete man 1955 im Ort. Die erste Straßenbeleuchtung wurde 1958 installiert, sowie auch der erste Dorffunk. Im gleichen Jahr errichtete man auch den Sportplatz. 1965 wurde die Quellstraße in Tastungen erneuert. Von 1961 bis zur Wende und Wiedervereinigung 1989/1990 beeinträchtigten Sperrungen der nahen innerdeutschen Grenze Tastungen.

Die Renovierung der Kirche fand 1969 statt. Ein Feuerwehrgerätehaus fand 1973 seinen Platz in Tastungen. Im Jahr 1974 wurde die Tastungen eine Gemeinde von Wehnde. Der Kindergarten wurde im Jahr 1981 rekonstruiert. 1984 entwickelte sich Tastungen wieder zu einer selbstständigen Gemeinde. Im Jahr 1987 wurden ein neues Feuerwehrgerätehaus sowie ein Jugendclub eingeweiht. Eine Konsum Verkaufsstelle wurde 1989 eröffnet. Seit 1990 gehört der Ort zum wieder gegründeten Bundesland Thüringen.

In der Mitte des Ortes liegt der Dorfanger "Unter der Linde", auf dem die Traditionen der Dorfgemeinschaft ausgetragen werden. Er dient als Treffpunkt für die Einwohner. Der Dorfanger wird jährlich bei vielen Festen von den Vereinen des Ortes zum gemütlichen Beisammensein genutzt. Zu den wichtigsten und aktivsten Vereinen in Tastungen gehören: die Freiwillige Feuerwehr Tastungen, die Jagdgenossenschaft Tastungen, der Kirmes- und Karnevals-Club, der Sportverein SG Tastungen 01 und die Waldgenossenschaft.

Um die Traditionen und das Brauchtum in Tastungen zu pflegen, gibt es in der oberen Etage des Dorfgemeinschaftshauses eine Heimatstube. Hier sind alle gesammelten Dokumente und Fundstücke der Gemeinde sehr gut aufgehoben.

Die fast 300 Jahre alte Linde auf dem Anger, deren Äste immer wieder zurückgeschnitten worden sind, ist ein stummer Zeuge vergangener Zeiten. Die Angerlinde mit einem Umfang von ca. 5m erreicht nur eine Höhe von ca. 6m. Ihr Alter wird auf etwa 350 Jahre geschätzt.

Eine der ältesten Traditionen in Tastungen ist die „Hollewien“. Das bedeutet: ein blumengeschmückter Baum wird am Pfingstsonntag von Haus zu Haus getragen. Es ist ein reines Kinderfest. Die Kleinen sammeln fleißig Blumen, die zum Umwickeln des Pfingstbaumes benötigt werden. Nach dem Singen wünschen die Kinder allen Hausbewohnern ein gesundes neues Jahr und erhalten als Dankeschön kleine Geldbeträge.

Die älteste „Eibe“ des Eichsfelds steht in unserer Mitgliedsgemeinde Tastungen in der Dorfstraße. Sie ist ca. 700 Jahre alt, hat eine Höhe von 13 Meter und einen Stammumfang von 3 Meter. Dieser Baum kann eine Höhe von 20 m erreichen und ist der älteste heimische Nadelbaum, der als Symbol für ewiges Leben gilt. Die Eibe befindet sich am südlichen Ortsrand von Tastungen auf einem Privatgrundstück. 1910 wurde der Baum unter Schutz gestellt. Im Jahr 1997 ist bei einem Sturm ein Teil der Krone herausgebrochen.

An der Straße von Tastungen nach Wehnde befindet sich die Wehnder Warte. 1413 schlossen Martin von Worbis und sein Bruder Hannes, Mitbesitzer der Burg Bodenstein, und die Stadt Duderstadt einen Vertrag zum Bau eines Wartturmes. Aber erst im Jahre 1430 wurde das Bauwerk vollendet. Der Turm war jahrzehntelang durch einen Wächter besetzt, um die Gefahren für die Burg und Duderstadt zu erkennen. Der Turm ist heute noch gut erhalten und restauriert. Über eine Außentreppe ist der ehemalige Turmeingang zu erreichen und man gelangt weiter über die Innentreppe zu einer Aussichtsplattform. Von hier hat man eine weite Aussicht über das südliche Untereichsfeld bis zu den Göttinger Gleichen und zum Oberharz mit dem Brocken.

Als Heimatsprache galt früher das „Tastinger Platt“, welches die älteren Bewohner auch heute noch beherrschen.