Böseckendorf

Böseckendorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Teistungen mit ca. 270 Einwohnern im Landkreis Eichsfeld an der Nordwestgrenze Thüringens zu Niedersachsen, der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Der Ort liegt fünfzehn Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Heilbad Heiligenstadt und fünf Kilometer südwestlich von Duderstadt im Untereichsfeld am Rande der Goldenen Mark. Verkehrsmäßig ist Böseckendorf über Land- und Kreisstraßen mit den Nachbargemeinden verbunden und befindet sich in der Nähe der Bundesautobahn 38.

Zum Ort gehört die etwa zwei Kilometer südöstlich liegende Ortschaft Bleckenrode. Weitere Nachbarorte sind die zur Stadt Duderstadt gehörenden Ortsteile Nesselröden im Norden und Immingerode im Nordosten sowie das ebenfalls zur Einheitsgemeinde Teistungen gehörende Neuendorf.

Der Beginn von Böseckendorf liegt in den Jahren nach dem Untergang des Thüringer Reiches in der zweiten eichsfeldischen Siedlungsperiode. Die Gemarkung gehörte bis zum 11. Jahrhundert den 3 Rittern des Basiko, nach deren Namen der Ort benannt wurde. Die Siedlungsanlage und der Bau der Häuser deuten auf fränkischen Einfluss. 1250 wurde Böseckendorf in zwei Schenkungsurkunden des Grafen Ulrich von Regenstein und der Äbtissin Gertrud von Quedlinburg erwähnt. Ebenfalls gehörte Böseckendorf zu den ältesten Besitzungen des Klosters Teistungenburg. 1431 wurde Böseckendorf Klosterdorf und Teistungenburg übte die niedere Gerichtsbarkeit aus.

Bereits im Jahr 1680 gab es in Böseckendorf eine Gemeindeordnung. In den Jahren 1713/14 wurde in Böseckendorf die Kirche erbaut und im Oktober 1735 durch den Erfurter Weihbischof Christoph Ignatius von Gudenus eingeweiht. Sie erhielt den Namen des Bischofs und Bekenners Nikolaus. Sie birgt als sakrales Schmuckstück einen Barockaltar von 1720 mit einem Gemälde der Heiligen Dreifaltigkeit. Ebenso beeindruckend ist das Barockbild, das den Kirchenpatron Nikolaus darstellt. Der achteckige Taufstein stammt aus dem Jahre 1572. In der Kirche befindet sich eine Prozessionsmadonna aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die bei den Prozessionen zum Kloster Teistungenburg mitgeführt wurde.

Von 1945 bis 1949 gehörte Böseckendorf zur Sowjetischen Besatzungszone und wurde ab 1949 Teil der DDR. Am 31. Juli 1952 flüchteten deshalb bereits drei Familien mit ihrem gesamten Hausrat und dem Vieh aus Böseckendorf nach Immingerode in den Westen. In die Schlagzeilen der Weltpresse geriet Böseckendorf durch die Flucht am 2. Oktober 1961. Diese Flucht von 53 Menschen ging als die größte geglückte Massenflucht in die Geschichte ein. Auch vom Fernsehen wurde die Thematik der Massenflucht aufgegriffen und in Spielfilmen und einer Dokumentation mit Zeitzeugen verfilmt. Am 23. Februar 1963 gelang eine weitere Flucht von 13 Personen mit einem Pferdeschlitten. Böseckendorf war von 1961 bis zur Wende Sperrgebiet und von der direkt am Ort vorbeiführenden innerdeutschen Grenze stark beeinträchtigt. Zur Erinnerung an die beiden Fluchten von 1961 und 1963 errichtete man an der Straße nach Immingerode zwei Gedenksteine. Neben diesen Gedenksteinen existiert in Böseckendorf noch das vom Bildhauer Roger Bischoff geschaffene “Mahnmal deutsche Teilung“, das am 26. Juli 1991 an der Straße zwischen Böseckendorf und Nesselröden eingeweiht wurde. Die beiden Steine stellen Menschen dar, die zueinander wollen, wie einst in Böseckendorf und Nesselröden und wie alle Deutschen entlang der ehemaligen Grenze. 

Am 1. April 1999 wurde auf Beschluss des Thüringer Landtages die Einheitsgemeinde Teistungen bestehend aus den Ortsteilen Böseckendorf mit Bleckenrode, Neuendorf und Teistungen gegründet.

Im Ort kann man auf weitere Sehenswürdigkeiten treffen. Dazu gehört die bereits erwähnte Kirche Sankt Nikolaus als Mittelpunkt des Dorfes, die Gedächtnisgrotte auf dem Friedhof als Ehrenmal für die Gefallenen und Vermissten der Weltkriege mit der Kopie der Achtermannschen Pieta, die von einem Münchner Künstler angefertigt wurde. Das “Rondelchen“ in der Nähe des Friedhofs, die Böseckendörfer Teiche, die Klus zu Ehren der Heiligen Anna, die Statue des Heiligen Josefs und die Sommerlinde, die zu den ältesten Bäumen des Eichsfeldes zählt. Der historische Ortskern mit dem sanierten Fachwerkhaus von 1573 wurde im Juni 2018 als Denkmalsensemble in das Denkmalbuch des Freistaates in Thüringen eingetragen. Schöne Bauernhöfe und Fachwerkhäuser schmücken den Ort. Die Gemarkung um Böseckendorf war schon immer von der Landwirtschaft geprägt und ist als sehr ertragreiches Gebiet bekannt.

Böseckendorf kann ebenfalls auf eine lange und sehr erfolgreiche Feuerwehrgeschichte zurückblicken. Bereits im Jahre 1900 wurde eine militärisch organisierte Feuerwehr gegründet. Neben der jetzigen Einsatz-, Alters- und Ehrenabteilung gibt es seit 2016 auch eine Jugendfeuerwehr und einen Feuerwehrverein. Eine Freizeitfußballmannschaft und der Singekreis Böseckendorf unterstützen weiterhin das Vereinsleben der Gemeinde. Des Weiteren sind in Böseckendorf drei Tagesmüttergruppen ansässig. Die Tagesmütter begleiten die Kinder in ihrer Entwicklung, fördern sie nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen, unterstützen sie gleichzeitig dabei, ihren Weg in die Welt zu finden und leisten einen wesentlichen Beitrag zur wachsenden Selbstständigkeit der Kinder. 

Bleckenrode

Bleckenrode liegt 13 Kilometer nordöstlich von der Kreisstadt Heilbad Heiligenstadt und sieben Kilometer südwestlich von Duderstadt im Untereichsfeld am Rande der Goldenen Mark unmittelbar an der niedersächsisch-thüringischen Landesgrenze.  Ganz in der Nähe befindet sich die Bundesautobahn 38. Bleckenrode ist ein Ortsteil der Nachbargemeinde Böseckendorf. Auch die Gemeinde Berlingerode ist ein weiterer Nachbarort von Bleckenrode.

Der Beginn von Bleckenrode liegt in der dritten eichsfeldischen Siedlungsperiode. Bleckenrode wurde erstmal um 1420 als Blegkenrode im Güterverzeichnis von Quedlinburg genannt. Im Ort befand sich ein Rittersitz der Familie von Westernhagen. Aus einem in Bleckenrode gelegenen Hof und den dazugehörigen Ländereien und Walddistrikten ist das Rittergut hervorgegangen. Am 10. April 1806 verstarb Johann Ernst August von Westernhagen auf seinem Gut in Bleckenrode. Seine Witwe verkaufte bald nach seinem Tod einen Teil des Gutes. Das Rittergut hatte im Laufe der Zeit viele Besitzer. Landgutsbesitzer Anton Tölle war der letzte Eigentümer. Im September 1945 wurde das Gut enteignet und das Herrenhaus bald darauf abgerissen.

Bleckenrode ist ein Ortsteil von Böseckendorf. Die politische Zugehörigkeit besteht schon seit dem vorigen Jahrhundert.

Mit dem Ausbau der Grenzanlagen an der Innerdeutschen Grenze und der Errichtung des Sperrgebietes der DDR war der Ort starken Beeinträchtigungen unterlegen und durfte nur mit besonderer Erlaubnis betreten werden, was ebenso für den Nachbarort Böseckendorf galt. Unmittelbar am Dorfrand wurde ein Beobachtungsturm errichtet, von dem die gesamte Ortslage überwacht werden konnte.

Den Mittelpunkt der Ortschaft Bleckenrode bildet der Dorfplatz, auf dem im Jahr 1997 das Kriegerdenkmal eingeweiht wurde. Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Grotte auf dem Friedhof und das Wegkreuz an der Straße nach Berlingerode. Dieses Kreuz gilt als Treffpunkt für die jährlich stattfindenden Markus-Prozessionen für die Ortschaften Bleckenrode, Böseckendorf und Berlingerode. Ein weiteres Kleinod im Ortsbild von Bleckenrode bildet das ehemalige Schulgebäude, das 1849 erbaut und durch die jetzigen Eigentümer wunderschön restauriert wurde.